Donnerstag, 24. September 2009

Mein erster Pilotenschein


Es ist vollbracht - ich habe meinen ersten Pilotenschein in der Tasche. Es ist zwar "nur" der Paragleiterschein, aber immerhin schon mal ein Anfang. Zumindest weiß ich jetzt, dass ich schwindelfrei bin und Freude am Fliegen habe!


Für den Paragleiterschein in Österreich muss man erst mal einen Grundkurs machen. Dieser dauert eine Woche und man lernt die grundlegenden Sachen über Aerodynamik, Materialkunde, Luftrecht, Flugpraxis und Meteorologie. Man übt auch schon gleich am ersten Tag (wenn es das Wetter zulässt) wie man den Gleitschirm richtig auslegt und aufzieht. Auch ein leichtes Abheben am Übungshang ist schon von Anfang an mit dabei, bei einer Flughöhe von etwa drei Meter und einer Distanz von 30 Meter lernt man zwangsläufig auch schon das Landen. Das alles erfolgt natürlich schrittweise und mit genauen Anweisungen über Funk.

Am dritten Tag geht es dann vollbepackt mit Ausrüstung via Schnifisbergbahn auf 1334m Seehöhe zum Startplatz "Hensler". Dort alles schön ausgepackt und ausgelegt, das Leinenwirrwarr entzurrt, in Startposition. Der Fluglehrer macht nochmal einen Check ob auch wirklich alles passt - die Leinen alle frei und alle Schnallen am Sitzgurt geschlossen steht man dann am Starthang. Der Blick Richtung Tal, leichter Aufwind um die blasse Nase, die Knie ziemlich weich, nur wenige Meter vor einem die Geländekante an der alles entschieden wird - den Hang runterkugeln oder abheben und fliegen. Letzter Kontrollblick des Fluglehrers zum Windsack und dann das Wort das eine Kettenreaktion an Ereignissen zur Folge hat:

"Los!"
Schirm aufziehen, wenn dieser über einem ist folgt der Kontrollblick nach oben, alle Leinen gespannt, Schirm ist offen, Blick wieder nach vorne, Steuerleinen leicht anziehen und das Kommando vom Fluglehrer: "Laufen, laufen, laufen...!" hallt durch den halben Walgau. Nur wenige Sekunden später schwebt man über einer steilen Wiese und gleich danach über ein Waldstück. Jetzt die Beine hochziehen und langsam nach hinten in den Sitz gleiten. Geschafft - der ganze Stress der wenigen Augenblicke zuvor ist schon vergessen - ich fliege!!!



Einfach genial! Es ist mit einem Schlag still, alles was man hört ist der Wind der durch die Leinen zischt, man fühlt sich frei von allen irdischen Sorgen und Problemen, alleine zwischen der Sonne und den kleinen Häusern die da 500 Meter unter den Füßen stehen. Warum habe ich das eigentlich nicht schon früher gemacht?

Plötzlich wird man aus dem Traum des fliegens gerissen, wenn der Fluglehrer der beim Landeplatz steht das Kommando übernimmt und einem freundlich und ruhig die Anweisungen gibt, was denn nun zu tun ist um auch wieder sicher auf den Boden zu kommen. Alles paletti, wenn man das macht was einem am Funk gesagt wird: Schön in "Position" die Höhe abbauen (schade wo es doch so schön ist hier oben), anschließend vom Gegen- in den Queranflug um dann den Endanflug mit einer sanften Landung zu beenden. Tja, das war der erste Höhenflug (Soloflug mit mindestens 300m Höhenunterschied zwischen Start- und Landeplatz). Diesem folgen dann noch 39 weitere Höhenflüge, nochmals ein 3-tägiger Theoriekurs mit einer Abschlussprüfung und zu guter letzt der gefürchtete Prüfungsflug. Bei diesem muss man zeigen, dass man sicher starten kann, in der Luft einen Vollkreis rechts und gleich darauf einen Vollkreis links innerhalb von 35 Sekunden fliegen kann und zum Schluss den Gegenanflug, den Queranflug und den Endanflug mit Landung auf einen orange-schwarzen Punkt, der in der Wiese liegt. Nun gut - es reicht wenn man vom tatsächlichen Landepunkt mit maximal 30 Schritten zum orange-schwarzen Punkt hinkommt. Ich habe es mit 24 Schritten geschafft - habe ja lange Beine!

Abschließend noch ein paar Formalitäten, die Unterlagen werden nach Wien geschickt und einige Tage später bekommt man seinen Paragleiterschein zugeschickt.

Ein paar Kosten fallen natürlich auch an:
  • Grundkurs (Theorie und Praxis) = € 500,-
  • Paragleiterscheinkurs (Theorie und Prüfungsgebühren) = € 510,-
  • Ausrüstung mieten und Betreuung der Flüge nach dem Grundkurs bis zum Prüfungsflug (wenn man nicht gleich eine eigene Ausrüstung kauft) = € 390,-

Was dann noch dazukommt sind die Kosten für die Bergfahrten mit der Gondelbahn und die Startgebühren (die Landwirte wollen ja schließlich auch was für die Benutzung ihrer Wiesen).

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