Dienstag, 28. Juni 2011

Konflikt mit dem Gesetz!

Es ist schon ein paar Wochen her als ich einen unserer Studenten zum internationalen Flughafen in Los Angeles gebracht habe. Ich habe ihn direkt vor dem Terminal aussteigen lassen und ihm noch beim Ausladen des Gepaecks aus dem Kofferraum geholfen, ihm einen guten Flug in die Schweiz gewuenscht und dann gleich wieder in mein Auto gehuepft.
Bloederweise bin ich dann gleich los gefahren und habe erst dann am Navigationsgeraet herum gedrueckt um wieder Richtung San Luis Obispo zu finden. Dadurch habe ich noch am Flughafen ein Stopschild uebersehen und es erst bemerkt, als ich schon auf gleicher Hoehe war. Kurzer Blick in den Rueckspiegel ob sich eine Vollbremsung ausgeht, da sehe ich, dass hinter mir ein Polizist auf dem Motorrad faehrt - Scheisse!
So aehnlich hat er ausgesehen
Er hat natuerlich sofort alle vorhandenen Blinklichter und seine Sirene eingeschaltet und mir ueber Lautsprecher mitgeteilt, dass ich rechts ran fahren soll.
Ich habe das natuerlich gleich befolgt und die darauf folgende Konversation lief ungefaehr so ab:

Officer: "Hast du einen Fuehrerschein?" (Guten Tag oder sowas scheint man hier nicht zu sagen)
Ich: "Natuerlich."
Officer: "Fuehrerschein und Fahrzeugpapiere!" (Sein Tonfall war sehr bestimmt und schroff)
Ich habe ihm die verlangten Papiere gegeben. Ich habe nur einen oesterreichischen Fuehrerschein, keinen kalifornischen.
Officer: "Wo ist dein Reisepass?"
Ich: "Den habe ich im Kofferraum."
Officer: "Hol ihn!"
Ich also raus aus dem Auto und meinen Pass aus der Tasche im Kofferraum gegraben. Er hat den Pass mit dem Visum sehr genau angeschaut und meinte dann:
"Was machst du in diesem Land?"
Ich: "Ich bin hier um Englisch zu lernen in San luis Obispo, das ist ca. 200 Meilen noerdlich von hier."
Offensichtlich hat er den ersten Teil meiner Aussage nicht mitgekriegt, denn er hat gleich darauf gemeint:
"Ich weiss wo San Luis Obispo ist! Ich frage nochmals, was machst du in diesem Land? Das ist eine einfache Frage!"
Ich: "Wie bereits gesagt bin ich hier um Englisch zu lernen."
Nachdem dann die ganzen Details geklaert waren, wo ich Englisch lerne, wie lange ich schon hier bin und wann ich wieder nach Hause gehe (ich habe dabei nicht immer die ganze Wahrheit kund getan), sagte er dann:
"Dein Fuehrerschein gilt hier nicht, du brauchst einen kalifornischen Fuehrerschein wenn du hier Auto fahren willst!"
Ich: "Oh, das wusste ich nicht, tut mir leid." (Ich wusste das ganz genau, dass man nach 6 Wochen einen oertlichen Fuehrerschein braucht!)
Officer: "Warum hast du am Stopschild nicht angehalten?" (Ach ja, da war ja noch was!)
Ich: "Ich hab's uebersehen, weil ich mit dem Navi beschaeftigt war, war einfach abgelenkt."
Officer: "Aus diesem Grund brauchst du einen kalifornischen Fuehrerschein, damit du unsere Regeln kennen lernst, ansonsten bist du eine Gefahr fuer die anderen im Strassenverkehr!" (Ja genau, weil es Stopschilder ja nur in den USA gibt und im Rest der Welt nicht.)
Eigentlich wollte ich ja schon nach den ersten zwei Saetzen von ihm fragen, ob er einen schlechten Tag hat, oder Auslaender nicht mag, aber das hab ich mir verkniffen um weiteren Komplikationen aus dem Weg zu gehen.
Officer: "Wie lange bleibst du noch hier in diesem Land?"
Ich: "Noch vier Wochen, dann gehe ich wieder nach Hause." (Auch das war nicht unbedingt die Wahrheit)
Officer: "Wenn ich dich hier noch einmal sehe, dann kannst du mit dem Taxi nach San Luis Obispo fahren, oder ich stecke dich ins Gefaengnis wegen fahrens ohne Fuehrerschein!"
Er gab mir meine Papiere wieder zurueck.
Officer: "Hast du das verstanden?"
Ich: "Ja, das habe ich verstanden. Vielen Dank und noch einen schoenen restlichen Tag."

Ich bin dann wieder in mein Auto gestiegen und habe Los Angeles wieder den Ruecken gekehrt - ich hasse diese Stadt!
Der Officer, Smith war sein Name, war die ganze Zeit sehr unfreundlich und hat mich behandelt wie einen kleinen Schuljungen, der gerade das Auto des Direktors mit Steinen beworfen hat (also nicht, dass ich das mal gemacht haette). Aber ich habe keine Strafe bezahlen muessen!
Bei uns in Oesterreich waere der Polizist bestimmt freundlicher gewesen, haette mir nicht mit dem Gefaengnis gedroht, aber ich haette bestimmt eine saftige Strafe bezahlt!
Da ist nun die Frage was einem lieber ist? Einen mordsmaessigen Anschiss kassieren, oder Strafe bezahlen? Waehrend des Gespraeches mit dem Officer waere es mir ehrlich gesagt lieber gewesen zu bezahlen, aber im Nachhinein war das ganz gut so - so habe ich wieder eine Geschichte mehr zu erzaehlen und dabei auch noch Geld gespart!

Hier ist noch ein Beispiel wie es einem als Auslaender in den USA ergehen kann (vom Tonfall her war mein Officer auch so drauf):
Dazu ist noch zu sagen, dass nicht alle Polizisten hier in den USA so unfreundlich sind, es gibt sehr viele nette Officers hier. Die lassen hier meistens Sachen durchgehen, die bei uns zu Hause nicht denkbar sind! Aber das ist eine andere Geschichte!