Montag, 1. Februar 2010

Habe meine PPL (H) => Private Pilot License (Helicopter)

Nach ziemlich genau drei Monaten Theorie lernen und 60,5 Flugstunden habe ich am Freitag 29.01.2010 meine Prüfung zum Privatpiloten geschafft!

Es war ein anstrengender Tag. Um 3:00 Uhr aufstehen und mit Rick (Flugschüler aus Kalifornien) und Andre (Fluglehrer aus der Schweiz) nach Van Nuys fahren. Van Nuys liegt im Norden von Los Angeles, wir waren ungefähr drei Stunden unterwegs um dort hin zu kommen. Der Prüfer kam um 8:00 Uhr am Airport von Van Nuys mit seinem Motorrad um die Kurve, dann gab es noch zuerst einige Formalitäten zu erledigen bevor ich schließlich als erster in Theorie geprüft wurde. Rick und ich hatten zuvor eine Münze geworfen um zu bestimmen wer als erster dran kommt, weil es jeder möglichst schnell hinter sich bringen wollte.
Die mündliche Theorieprüfung dauerte ca. 75 Minuten. Wir haben uns dabei über meine Flugplanung unterhalten, die ich in den Tagen zuvor vorbereitet hatte, die vorbereitete Flugstrecke reichte von Van Nuys nach Bakersfield. Ich musste für diese Strecke eine ganz normale Crosscountry-Flugplanung machen. Neben den Fragen zu meiner Planung kamen dann noch zahlreiche andere Fragen in den verschiedensten Themenbereichen der Helifliegerei (Gesetze, Lufträume, Hubschraubertechnik, Aerodynamik und Flugmedizin).
Als ich dann den Theorieteil bestanden hatte, ist Rick geprüft worden und ich habe in der Zwischenzeit den Preflight Check beim Prüfungsheli gemacht.

Dann ging es los - nun kam der schwierigere Teil des Tages, der Prüfungsflug! Wir sind Richtung Norden geflogen, dort liegt hinter dem Newhall Pass, Santa Clarita. Über diesem Städtchen hat er mir einen Punkt auf der Karte gezeigt, die auf meinen linken Oberschenkel geschnallt war. Ich musste nun bestimmen in welcher "Kompass-Richtung" dieser Punkt liegt, wie weit er vom derzeitigen Standort entfernt liegt und wie lange wir, bei der aktuellen Geschwindigkeit, brauchen um dort hin zu kommen. Dies kann man alles nur ungefähr bestimmen, weil man ja kein Lineal hat um nachzumessen, ich verwende dazu meinen linken Zeigefinger - der ist ungefähr so breit wie 5 Meilen auf der Karte. Die aktuelle Geschwindigkeit gegenüber dem Erdboden durfte ich vom GPS-Gerät ablesen und um die Zeit zum Zielpunkt auszurechnen habe ich in der Prüfungsvorbereitung auswendig gelernt wie lange ich bei den unterschiedlichsten Geschwindigkeiten für eine Fingerbreite brauche. Der Prüfer war mit meiner Schätzung zufrieden und hat mir dann gleich gezeigt in welche Richtung er mit mir fliegen möchte.

Der ursprüngliche Hügel den ich anfliegen sollte war allerdings von einem Filmset besetzt, von Kamerakränen und jede Menge Autos belagert.

Also auf zum nächsten Hügel, der war frei. Bei Außenlandungen umkreist man zuerst den Landespot in einer Höhe von ca. 150m um zu schauen ob auch nichts im Weg steht - Stromleitungen, Seile, Bäume, Zäune, Tiere oder Menschen. Man versucht bei diesem Kreisen auch herauszufinden aus welcher Richtung der Wind kommt, denn man sollte gegen den Wind anfliegen. Blöderweise war da zu dem Zeitpunkt kein Wind, ich musste also selbst bestimmen aus welcher Richtung ich den Anflug mache. Also entschied ich mich parallel zur Hochspannungsleitung anzufliegen, die etwa 100m daneben vorbei führte.
Den ersten Anflug auf den Punkt habe ich versemmelt, ich war zu hoch und zu schnell unterwegs um eine sichere Landung zu machen - also habe ich den Anflug abgebrochen und bin nochmal durchgestartet. Beim zweiten Versuch hat es geklappt.

Nach der Landung haben wir dann gleich daneben auf einem leicht abschüssigen Straßenstück eine sogenannte "Slope-Landing" gemacht. Dabei schwebt man mit einer Kufe im rechten Winkel zum Abhang und setzt sie auf, die andere Kufe schwebt noch in der Luft und wird im Anschluss auch langsam abgesenkt, dabei muss man aber einen leichten seitlichen Druck auf die erste Kufe ausüben, sonst rutscht die weg und dann gibt's Probleme. Das ist also genau so eine Landung wie sie zum Beispiel die ÖAMTC Piloten immer auf den Schipisten machen. Dieses Manöver finde ich derzeit noch sehr schwierig, weil man den Heli verdammt ruhig halten muss, aber es hat bei der Prüfung ganz gut geklappt.

Nun ging es weiter zu einer uralten Landebahn, ein Teil davon wurde schon von einem Bach weggespült, ist aber für einen Helikopterpiloten kein Hindernis, wir brauchen nicht soviel Platz wie die doofen Flugzeuge! Bei dieser Landebahn haben wir dann zwei Autorotationen gemacht, die erste habe ich ein bisschen versemmelt, da hat der Prüfer mit mir geschimpft - steht so in den Prüfungsvorschriften, dass der Prüfer versuchen muss den Prüfling zu verunsichern um seine Belastbarkeit zu testen - das war für mich kein Problem, mich bringt nix so schnell aus der Ruhe!

Danach ging es wieder zurück Richtung Süden, in der Nähe vom Freizeitpark "Six Flags Magic Mountain", dort war ich übrigens letzten Sommer mit meinem Bruder, hat mir der Prüfer dann noch das Gas zu gedreht und ich musste das dann wieder ausbügeln. Hat auch geklappt.

Zurück am Airport von Van Nuys war dann noch eine "Running Landing" auf dem Programm. Dabei Landet man ähnlich wie ein Flugzeug, man rutscht also auf den Kufen über die Landebahn bis der Hubschrauber steht. Wozu das denn gut sein soll? Das braucht man, wenn man in großen Höhen landen muss und man zu wenig Power hat um eine normale Landung zu machen, denn wenn man mit größerer horizontaler Geschwindigkeit auf dem Boden aufsetzt braucht man weniger Power.

Nun war es fast geschafft, nur noch schnell eine "Hover-Autorotation", dabei wird vom Prüfer während dem Schwebeflug das Gas zu gedreht um einen Motorausfall zu simulieren.

Danach hat er mich den Hubschrauber abstellen lassen, das dauert einige Minuten weil man den Motor abkühlen lassen muss. Erst als der Motor und die Instrumente dann abgestellt waren hat er mich angegrinst, mir die Hand geschüttelt und gesagt: "Congratulations, now you are a Private Pilot!" - Geschafft, die Erleichterung meinerseits war groß!

Auch der zweite Flugschüler, Rick, hat seine Prüfung zum PPL an diesem Tag bestanden.
Hier ist unser "Siegerfoto". In der Mitte ist der Prüfer und rechts steht Rick.

2 Kommentare:

  1. Hey Bär, bin stolz auf dich!
    Deine Dokumentation ist super toll geschrieben, konnte gar nicht mehr aufhören sie zu lesen.
    Alles Liebe
    Sigi

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  2. Hi Sigi, danke!
    Freut mich riesig, dass dir mein Blog gefällt! Ich hoffe nur, dass du nicht alles während der Arbeitszeit gelesen hast! ;-)
    Lg
    Bär

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